Soll ich tatsächlich ein Teamcoaching durchführen?
Im Rahmen eines aktuellen Auftrags war schon seit längerem als vorläufiger Projektabschluss ein Ganztagesworkshop mit dem gesamten Team (>20 MA) in einem Seminarhotel mit anschließendem gemeinsamen Abendessen geplant.
Seit dem Wochenende ist Frankfurt nun, neben einigen anderen Großstädten, zum Corona-Hotspot erklärt worden. Das stellt Unternehmen und auch uns Dienstleister vor neue Herausforderungen.
In meinem Fall konkret: Wie kann ich Corona-orientiert einen gemeinsamen Projektabschluss mit Teamcoaching anbieten, ohne ein Risiko für alle einzugehen?
Ggf. könnte ich diesen Tag online veranstalten. Teile meines Angebots biete ich bereits online z.B. über Zoom an.
Im laufenden Prozess und insbesondere als Projektabschluss ist es jedoch manchmal besser, auch physisch zusammenzuarbeiten – so auch in diesem Fall.
Und auch der Kunde wünscht sich eine Liveveranstaltung.
Teamcoaching lebt von Intervention
Gerade Körpersprache, Mimik und Gestik sind in der direkten Aktion anders und aussagekräftiger, als wenn jede(r) vom Bildschirm aus mitarbeitet.
Ich kann die Stimmung im Raum spüren und damit situativ arbeiten. Das gelingt mir online nur sehr schwer.
Wenn es sich um ein sehr emotionales Thema handelt, ist die Nähe aller Beteiligten wichtig. Vertrauensaufbau ist in solchen Situationen unerlässlich – da der Blickkontakt durch das Schauen auf den Bildschirm statt in die Kameralinse selten aufgebaut wird, fehlt ein dafür wichtiges Element.
Und auch, wenn man Videochats nutzt, bekommt man kaum ein richtiges WIR-Gefühl, weil man isoliert am eigenen Rechner sitzt.
Also muss es einen Weg geben, ein Teamcoaching zu veranstalten, das auf die neue Situation angepasst ist.
Um sicher zu gehen, habe ich mich gestern beim Bürgertelefon für Corona der Stadt Frankfurt informiert, ob ein Teamcoaching überhaupt innerhalb Frankfurts zulässig ist.
Tatsächlich darf ich derzeit noch Inhouse-Veranstaltungen mit bis zu 24 Personen durchzuführen, wenn alle Corona-Regeln eingehalten werden können.
Da ich mich trotzdem nicht wohl bei dem Gedanken fühle, mit mehr als 20 Personen einen ganzen Tag in geschlossenen Räumen zu verbringen, diskutierten wir verschiedene Möglichkeiten.
Schritt 1: Der Workshop zum Teamcoaching soll im Unternehmen stattfinden
Um das Risiko durch Fremdkontakte weitestgehend zu minimieren, haben wir zunächst entschieden, das Teamcoaching in den Räumen des Unternehmens stattfinden zu lassen.
Der Vorteil ist, dass in diesem Unternehmen fast alle MitarbeiterInnen in einem großzügigen Großraumbüro sowieso täglich zusammenarbeiten und durch ihr Hygienekonzept hervorragend für Corona gerüstet sind.
Die Schreibtische sind extrem groß und stehen weit auseinander.
Es gibt Frischluftzufuhr durch eine große Fensterfront. Wir werden alle 20 Minuten mind. 5 Minuten Stoßlüften, wenn es zu kalt ist, die Fenster dauerhaft geöffnet zu lassen.
Darüber hinaus könnten wir einen großen Besprechungsraum und Einzelbüros nutzen, um in kleineren Gruppen in ausreichendem Abstand zu arbeiten.
Jeder wird einen eigenen, vorher desinfizierten Flipchart-Stift bekommen, seine eigene Tasse/Glas/Teller/Stift/Block holen und benutzen, das von ihm bearbeitete Flipchart aufhängen…
An den Arbeitsplätzen stehen Desinfektionsmittel bereit…Und zu Beginn werden wir alle noch einmal Hände waschen und desinfizieren.
(Das muss ich dort sowieso bereits bei Eintritt ins Unternehmen direkt an der Tür;-) genauso, wie jeder Besucher einen Mundschutz trägt, solange er durch Gemeinschaftsräume geht).
Was vermeiden wir:
⛔ Bei einer außer Haus Veranstaltung begeben wir uns in Abhängigkeit der Anbieter und haben wenig Einfluss auf den tatsächlichen Umgang mit den Hygieneregeln.
⛔ Das Zusammentreffen mit Unternehmensfremden fällt weg.
⛔ Interaktionsspiele, die Nähe erfordern, entfallen leider auch.
Schritt 2: Wir verkürzen auf einen halben Tag Teamcoaching und bereiten den Workshop online nach
Um die geballte Aerosolbelastung so gering wie möglich zu halten, werden wir uns auf einen halben Tag Workshop beschränken. In dieser Zeit werden wir, wie schon gesagt, so oft als möglich Lüften, uns in Kleingruppen aufteilen und, wenn es das Wetter zulässt, Pausen an der frischen Luft einlegen.
Um der Zusammenarbeit nach dem Teamcoaching-Workshop einen weiteren Impuls zu geben, werden wir in den Folgewochen noch eine Onlineeinheit über Teams und Zoom dranhängen.
So ist aus der Herausforderung CORONA eine Lösung entstanden, die vielleicht sogar nachhaltiger ist, als ein geballter Workshop-Tag.
Da nichts so beständig ist, wie der Wandel jetzt
Schritt 3: Zurück auf Null
Da gestern die Bundesregierung verkündet hat, dass zur Abwendung eines Lockdowns bereits über Beschränkungen bei Personenbegegnungen auf 5 nachgedacht wird, haben wir gemeinsam entschieden, das geplante physische Treffen mit allen zunächst abzusagen.
Wir erarbeiten jetzt eine Lösung, die den Teamentwicklungsprozess auch ohne Präsenzveranstaltung mit allen positiv fördert und freuen uns auf eine gemeinsame Team-Veranstaltung unter günstigeren Bedingungen.
Fazit:
Um mit Corona und seinen Folgen angemessen umzugehen, ist achtsames Handeln und Beobachten der Entwicklungen notwendig – da sind Flexibilität und Kreativität gefragt.
Deshalb gibt es für mich auch keine allgemeingültige Antwort auf die Frage Kundenbesuch/Meeting/Workshop Ja oder Nein.
So würde ich z.B.
⛔ zur Zeit keinesfalls Team-Seminare mit Mitarbeitern veranstalten wollen, die i.d.R. räumlich nicht miteinander arbeiten.
⛔ Kunden besuchen, bei denen ich keinerlei Auskunft zum Hygienekonzept bekomme.
⛔ unnötige Besuche, nur um Kleinigkeiten zu besprechen, vermeiden.
✅ Wenn meine Kunden allerdings ein vernünftiges Hygienekonzept haben und sich sinnvolle vor Ort Termine wünschen, mache ich sie möglich.
Achtsam, mit Desinfektionsmittel und Mundschutz ausgerüstet, auf Abstand, ohne Händeschütteln, aber freundlich strahlenden Augen über dem Mund-Nasen-Schutz.
❓ Wie hast du das mit deinen Kunden geregelt?
Kommst du zu denen nach Hause, bzw. ins Unternehmen – kommen sie zu dir oder könnt ihr ausschließlich online miteinander arbeiten?
❓ Wie machst du als Handwerker das?
Trinkst du aus den angebotenen Kaffeetassen? Wie hältst du die Kunden auf Abstand? Kannst Du für ausreichend Frischluftzufuhr sorgen?…
Schreib mir gerne deine Erfahrungen oder auch Fragen zum möglichen Umgang mit speziellen Situationen.