Bewerbungsprozess auf den Kopf gestellt – exzellente Chancen für KMU
Bereits im September 2014 beschreibt Susanna Domsel sehr anschaulich einen auf den Kopf gestellten Auswahlprozess für einen neuen Job:
Unternehmen bewerben sich
zunächst über eine Plattform bei einem potentiellen neuen Mitarbeiter und treten dann zum Vorstellungsgespräch im heimischen Wohnzimmer an.
Ich bedanke mich an dieser Stelle herzlich bei Frau Domsel für ihren sehr amüsanten Artikel, den Sie hier vollständig lesen können:
Paradigmenwechsel im Recruiting – Müssen wir mit Skippy-Plattformen im Netz rechnen
Sie nimmt damit Stellung zu der gängigen Praxis vieler Großunternehmen, zukünftige potentielle MitarbeiterInnen durch automatisierte, z.T. langwierige und stark reglementierende Bewerbungsformulare und -Prozesse vorauswählen zu lassen.
In Zeiten der Generationen Y und Z ist dieses Prozedere überholt. Niemand hat mehr Lust, sich durch langweilige, ellenlange Bewerbungsmasken zu quälen und mit standardisierten Anschreiben abgearbeitet zu werden!
Natürlich, für Großunternehmen, die derzeit noch mit Bewerbungen überschwemmt werden, ist dies ein nachvollziehbares Instrument – es gibt inzwischen auch durchaus für den Bewerber nutzbringende Zusatzfeatures wie z.B. allgemein anerkannte „Persönlichkeitstests“, die im Anschluss erläutert und den Kandidaten ausgehändigt werden, ansprechende Fähigkeittests, die Wissensabfrage mit Spaß verbinden oder gar „Robo Job“, der Interessenten, nach Lösung einer fachlich relevanten Frage, über Skype durch das Unternehmen führt.
Für KMU stellt sich die Realität jedoch ganz anders dar: In vielen Branchen sind die Unternehmen froh, wenn Sie 5 – 10 einigermaßen geeignete Bewerbungen auf Ihre Ausschreibungen bekommen. Wenn diese bereits im Vorfeld weitere Hürden aufbauen bewirbt sich schlimmstenfalls niemand mehr.
Die Chance für KMU liegt jedoch in der
Kommunikation auf Augenhöhe
Die neue Generation ist sich zum Glück ihres Werts bewusst und besteht auf Kommunikation auf Augenhöhe. Kein Bittstellen mehr um einen Job sondern aktiver Austausch dazu, was man sich gegenseitig bieten kann und wie man gemeinsam das Beste für beide Parteien bekommt.
Heute zählen nicht mehr in erster Linie „Mein Auto, mein Haus, mein Pool“, wie anno dazumal in der Sparkassenwerbung, sondern eher nachhaltige Werte.
Ein Leitspruch der Generation Y lautet „Why do you do what you do“ (Quelle: MonsterSymposium 2015) – diese Generation erwartet
Haltung:
Wofür stehen Sie als Unternehmen, worauf sind die Menschen stolz, die bei Ihnen arbeiten, sind Sie stolz auf die Leistung Ihrer Mitarbeiter und (wie) würdigen Sie diese.
Oliver Leisse, Zukunftsforscher von See More Trendforschung, stellt die These auf, dass ein Unternehmen
- Klare Haltung und
- starkes Why
vermitteln muss, um zukünftig BewerberInnen anzuziehen.
Dies ist eine
exzellente Chance für KMU
sich attraktiv zu positionieren und sich so von den Großen positiv abzuheben.
Erheben Sie sich aus Ihrem Dornröschenschlaf (Stichwort: Hidden Champions) und zeigen Sie, was Sie Ihren MitarbeiterInnen bereits heute bieten.
Familiäre Strukturen, extreme Mitarbeiternähe, maßgeschneiderte, individuelle Lösungen für verschiedenste Mitarbeiter-Wünsche und zeitnahes Reagieren auf sich ändernde Anforderungen seien hier nur exemplarisch genannt.
Bieten Sie sich dort als Gesprächspartner an, wo die Generationen unterwegs sind:
- Macht ein Austausch über WhatsApp Sinn?
- Möchten die Bewerber sich mit ihrem Xingprofil bewerben?
- Gibt es Gruppen, Foren, Chats, Communities in denen sich Ihre Zielgruppe austauscht? Dann diskutieren Sie mit!
- Wo informieren sich potentielle Kandidaten über Fachthemen oder berufsrelevante Updates? Printmedien, Google, soziale Netzwerke.. – machen Sie durch Fachartikel oder Berichte über aktuelle Herausforderungen in ihrem Unternehmen auf sich aufmerksam.
Auch Kennenlern- bzw. Auswahlgespräche durch die zukünftigen KollegInnen, zunächst ohne Führungskraft, sind denkbar.
Vielleicht direkt am Arbeitsplatz, beim Tee in Ihrer Kaffeeküche oder bei einer Afterwork-Veranstaltung. Schließlich müssen diese MitarbeiterInnen in den nächsten Jahren miteinander auskommen und sich idealer Weise optimal ergänzen. Wer kann das besser einschätzen, als die Betroffenen selbst?
Denken Sie quer – versetzen Sie sich in die Lage der Bewerber – was würden Sie sich (für Informationen) wünschen, wenn Sie sich für eine neue Firma entscheiden wollen.
Was bedeutet das konkret für Ihre Personalarbeit?
HALTUNG: Beziehen Sie Stellung. Positionieren Sie sich mit Ihren Werten und geben Sie Einblicke in den Unternehmensalltag. Lassen Sie Ihre MitarbeiterInnen zu Wort kommen und potentiellen Bewerbern erläutern, warum sie gerne bei Ihnen arbeiten.
Öffnen Sie Ihre Unternehmen für diese neue, selbstbewußte Generation, sei es durch Videos (keine gestellten Imagevideos!), auf Messen oder durch Schnuppertage. Sogar mit „Virtual Reality“ wird bereits experimentiert (Saatkornartikel Virtual Reality und Employer Branding vom 16.06.2015)
Ein besonders gelungenes Employer Branding Video hat Jimdo auf seiner Karriereseite veröffentlicht, das ich Ihnen hier gerne zeigen möchte:
https://youtu.be/akS8cSLlKr0
WHY: Wofür stehen Sie als Unternehmen?
Die Möglichkeiten sind so vielfältig wie die Unternehmen und die Menschen, die in ihnen arbeiten!
Wie lauten Ihre Unternehmensvision, die Mission und Ihr internes Leitbild?
Setzen Sie auf Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung, Mitarbeiterorientierung oder Diversity?
Unterstützen Sie regionale (soziale) Projekte, fördern Sie die Integration schwer vermittelbarer Menschen in die Arbeitswelt, schonen Sie natürliche Ressourcen, schaffen Sie Lösungen für die Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf?
Möchten Sie die Welt ein bißchen schöner, leichter, schneller machen, Kunden den Rücken frei halten oder Benachteiligten helfen?
Machen Sie sich Gedanken über Ihr unternehmensspezifisches WHY.
TIPPS:
- Bieten Sie Ihren MitarbeiterInnen Frei-Räume:
- Zum Austausch, zum Mit-Gestalten, für Kreativität und Zusammenarbeit.

Mitarbeiter-Freiräume Positiv abheben
- Ermöglichen Sie eigenverantwortliches, ortsungebundenes, flexibles Arbeiten.
- Die Aufgabe soll Spaß machen, der eigene Beitrag zum Unternehmenserfolg transparent sein.
- Geben Sie Hilfen bei der fachlichen und persönlichen Entwicklung, auch, wenn Sie wissen, dass viele nicht ewig im gleichen Unternehmen bleiben möchten – eine Investition in die Qualifikation ihrer MitarbeiterInnen ist eine Investition in Ihren unternehmerischen Erfolg und in die Zukunft.
- Denken Sie global. Wenn jedes Unternehmen aus- und weiterbildet, stehen dem Arbeitsmarkt insgesamt wieder mehr gut ausgebildete Menschen zur Verfügung.
- Bieten Sie familiäre Teams, Transparenz und moderne Strukturen. Wenn sich die MitarbeiterInnen miteinander verbunden fühlen, sich gegenseitig unterstützen und gemeinsam an Zielen arbeiten, sind sie effektiver und erfolgreicher.
Und vielleicht denken Sie ja auch über eine(n)
Feelgood ManagerIn nach.

Feelgood management – Positiv abheben – Foto by Fotolia
Diese(r) ist, als Stabstelle der Geschäftsführung, AnsprechpartnerIn Ihrer MitarbeiterInnen für alle Belange rund um die Unternehmenskultur. Ziel der Arbeit ist es, Ihre Unternehmenswerte durch das Umsetzen zielgerichteter Maßnahmen zur Mitarbeiterzufriedenheit zu stärken.
Dies kann durch Führungskräfteentwicklungsprogramme, Workshops zum einheitlichen Verständnis der Unternehmenskultur, ein BGM ebenso wie die Einrichtung barrierefreier Arbeitsplätze oder eines ansprechenden Arbeitsumfelds erreicht werden.
Idealer Weise sorgen Feelgood Manager für die Verbesserung der Kommunikation untereinander und sorgen für gemeinsame Erlebnisse, die verbinden.
Monika Kraus-Wildegger, Gründerin von Goodplace, sagte einmal so schön:
„Der Feelgood Manager ist der Hüter der Unternehmenskultur.“
Wenn Ihre MitarbeiterInnen „mit Freude ihr volles Potential entfalten können, sich mit dem Unternehmen identifizieren und es mitgestalten sowie Freiräume für eigene Interessen und Lebenslagen nutzen können“, werden sie die besten UnternehmensbotschafterInnen sein, die Sie sich wünschen können.